Telepathische Schreybung
1995 hat Treznok, der experimentierfreudige Lyrikant, für sich erkannt, dass er Lesungen langweilig findet. Auf der Bühne zu sitzen, hinter einem Schreibtisch mit Leselampe, in seinen Papieren zu blättern, um dann Texte vorzulesen – das hat ihn nur noch angeödet. Seither experimentiert er mit telepathischen Schreybungen, & das geht so:
Treznok sitzt an seiner Schreibmaschine, möglichst in einem ruhigen Bereich der Veranstaltung. Die Besucher kommen einzeln zu ihm, setzen sich zu ihm & nehmen telepathischen Kontakt auf. Sofort hämmert Treznok per automatischem Schreiben einen Text in die Maschine, der nicht von ihm stammt, sondern von seinem Gegenüber, der natürlich auch die Autorenrechte bekommt. Eine Sicherheitskopie wird nicht erstellt.
Die Ergebnisse wirken oft wie experimentelle Lyrik, absurd oder kryptisch. Manchmal aber geschieht Verblüffendes. Zum Beispiel entstand ein Text über Probleme in der Schwangerschaft & beschrieb exakt die Situation der Besucherin. Treznok konnte aber nicht wissen, dass die Besucherin tatsächlich schwanger war & damit Probleme hatte. Eine andere Teilnehmerin wollte Treznok auf die Probe stellen & dachte ganz fest an etwas, worauf der verrükkte lyrische Doktor nie im Leben kommen würde: Glokkenblumen, und das mitten im Winter. Treznok hämmerte ein Gedicht über Glokkenblumen in die Maschine. Automatisches Schreiben ist ja an sich schon ein Phänomen. Wenn aber die Gedanken & Gefühle der Besucher beschrieben werden, dann ist das tatsächlich mehr als nur erstaunlich.
Die Telepathische Schreybung dauert 2 bis 3 Stunden, kann aber auch in kleinere Zeiteinheiten aufgeteilt werden. Geeignet ist die Aktion für Veranstaltungen aller Art. Voraussetzung ist ein ruhiger Platz, eventuell ein eigener kleiner Raum, oder ein meditativer Ort bei Open-Air-Veranstaltungen.