Nichts
Manfred Keitel: „nichts“. Gedichte
Mit einem Nachwort: Erratanomicon.
Mai 2019. 62 S. Titelbild von Peter Thiersch. Umschlaggestaltung von Anke Enzmann
Format 12,8 x 20,8 cm.
ISBN 978-3-936905-71-7.
Meer leben
und so bin ich von meinem Dasein amputiert
Als warmes Fleisch falle ich neben mich
wogend auf einem Meer, nur aus Leibern
Trocken und dennoch auf den Gezeiten
hinab rinnen mag ich dem Sein ganz zu Füßen
Lass mich treiben durch Rinnen der Stadt
möchte einsam sein und doch nicht allein
Den Menschenfischern ein Wässerchen pur
Engel atmen in Flügeln, Menschen in Lungen
Mein Ego ist am Schluss, im Fluss ertrunken
ich habe den Fluss mehr geliebt als mein Leben
Jede Quelle mündet in jedes Meer, immer
die Lichtung
barseelig beide Handflächen
nach oben Immer hinzu,
nicht Schlegel nicht Trommel
nicht Licht nicht Tau
dabei flutend wie Luft auch du
ein Widersehen, wo du fehltest
den Raum auseinander gefaltet;
ich alle Viere von mir
Kompass uns beiden, nordsüdlich
und wir sagen: lang ist es her
Sternlüstergeflüster
ich bin den Sternen
von den Maschen gerutscht
für zu leicht befunden
im Staub zusammengekehrt
herab zum Ich geballt
nur wir im Dunkeln funkeln
glitzern sternschnuppenleer